Freitag, Oktober 20, 2006

Deutschland und das Prekariat

Hallo Ihr Lieben!
Anfang der Woche wurden wir nun also Zeugen einer neuen Wortschöpfung: aus der Unterschicht wurde das Prekariat.
EIN Vorteil dieses neuen Begriffes ist mit Sicherheit, dass diejenigen, für die er erfunden wurde, nun nicht mehr mitbekommen, wenn man über sie spricht ... und wahrscheinlich ist DAS sogar gewollt!
Aber vermutlich wird auch diese neue Wortschöpfung sich lediglich in den alljährlich von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Berichten zur Lage der Nation wiederfinden und sich im alltäglichen Gebrauch nicht durchsetzen ... ähnlich wie die Umschreibung meines Klientels als "Jugendliche mit erhöhtem Förderbedarf" bei meinen Mitmenschen meist ein breites Grinsen hervorruft und sie geradezu nötigt, diese Phrase durch einen kürzer und knackiger anmutenden Begriff zu ersetzen ... und das stößt bei mir nicht unbedingt auf Ablehnung. ;o)
Ach und übrigens: wundern wir uns wirklich über die Ausweitung des Prekariats
  • wenn "Jugendliche mit erhöhtem Förderbedarf" zwar einen Hauptschulabschluss vorweisen können aber nicht mehr in der Lage sind, den Zahlenraum von 1-100 zu beherrschen und in Diktaten nur noch einzelne Buchstaben bruchstückhaft erkennbar aufs Papier zaubern, diese jedoch keinen sinnvollen Wortzusammenhang ergeben?!
  • wenn Jugendliche im Alter von 16 Jahren den Begriff "Achterbahn" zwar nicht mehr schreiben können, ihn aber dafür mit neuen Inhalten füllen (Umschreibung für eine unbestimmte Anzahl an Schnäpsen, nach deren Genuss man das Gefühl hat, in einer Achterbahn zu sitzen!)?!
  • wenn eben diese Jugendlichen zwar keinen einzigen botanischen Namen behalten können, wohl aber wissen, wie man die entsprechenden Pflanzen zu einem haluzinogenen Cocktail mixen kann, der einem einen farbenfrohen Alltag beschert?!

Also ICH wundere mich nicht!

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

jetzt weiß ich doch endlich, was Präkariat bedeutet. Offenbar eine gut getarnte Namensgebung für etwas, was zur Wahl stehende Politiker mit dem tatsächlichen Namen nicht auszusprechen in der Lage sind. Dabei könnten sie doch gerade für das Präkariat bei einem gewissen Grad an Ehrlichkeit gehbare Wege finden.

Wahrscheinlich wäre die kommende Wahl aber unter diesen prekären Umständen jetzt schon gelaufen.

Dann also wählen die Verantwortlichen lieber einen Namen, der ihrem Klientel die Möglichkeit vernebelt, das über sie Gesagte und Geschriebene zu erkennen bzw. zu verstehen.

21 Oktober, 2006 20:39

 

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